Über die Freundschaft zu einem Auto
Drei Freunde aus dem Sauerland besitzen seit Jahren gemeinsam einen T3. Nun haben Karsten Luig (28), Julian Gebhardt (28) und Christof Wyrwol (29) einen Kurzfilm mit und über ihren Bulli gedreht. Hier stellen sie sich und ihr Filmprojekt vor.
Hallo Bullifreunde,
als wir den alten Bulli nach dem Zivildienst von einem Feuerwehrmann übernahmen, ahnte noch niemand von uns, dass dieses Fahrzeug eines Tages die Hauptrolle in einem Liebesfilm übernehmen sollte. Doch der Reihe nach.
Seit nunmehr acht Jahren begleitet uns unser feuerwehrroter T3 Multivan, Baujahr 1986, 1.6 JX Diesel, durch jede erdenkliche Situation, die das Leben bereithält. Sei es als unermüdliches Reisemobil, das sich den Weg fast wie von selbst über die Straßen Europas bahnte, als Packesel für zahlreiche Umzugsunternehmungen, als geräumiger Nightliner für vier Musiker auf Deutschlandtour oder einfach nur als Rückzugsort für Zwei.
Mit dem Ende der Schulzeit reifte der Gedanke, die Welt zu erkunden. So kam das günstige Angebot (Freundschaftspreis: 1000 Euro (!)) gerade zur rechten Zeit. Ein T3, Baujahr 86, groß und rot. Ein bisschen kastig und rostig aber mit Charakter.
Also nichts wie los auf die erste große Tour, die im Sommer 2005 an der Cote d’Azur entlang nach Spanien gehen sollte. Doch bevor es losgehen konnte, hatten wir eine grundlegende Lektion zu lernen, die unsere weitere Beziehung zum Bulli fortan prägte:
“Kümmert euch um mich und ich fahre euch wohin ihr wollt, egal wie weit”
So entstand ein neues Hobby; bei sonnigem Wetter mit Doppelkeksen, Malzbier, einer Werkzeugkiste und stets gut gelaunten Helfern nach einem schattigen Platz unter dem Bulli Ausschau zu halten. Motor ausbauen, Bremsen wechseln, Kühler und Tank austauschen, Armaturenbrett demontieren, Tachowelle gängig machen, Dieselpumpe abdichten, Achsmanschetten erneuern, Auspuffanlage abdichten, Abgaskrümmer abflexen, abgebrochene Bolzen aufbohren, kleine Schweißarbeiten erledigen, Sitze nähen, Fußboden verlegen, Wärmetauscher der Winterheizung instand setzen, Radlager tauschen sowie Keilriemen spannen (auch gerne unterwegs) bescherten uns viele schöne Stunden mit unserem Gefährt[en].
Doch die Vorsorge zahlte sich aus - bisher haben wir stets zuverlässig unsere Reiseziele in ganz Europa erreicht. Und auf jeder Reise begleitete uns das besondere Gefühl der Freiheit und Gemeinschaft. Nicht zuletzt durch die kommunikativ vorteilhafte Inneneinrichtung des Multivans. Dass auch sein Äußeres kommunikationsfördernd sein kann, durften wir zum Beispiel feststellen, als unser Bulli vor dem Casino in Monte Carlo mehr Blicke auf sich zog als so manche Luxuskarosse.
Was liegt also näher, als einen solch besonderen Wagen endlich einmal ins rechte Licht zu rücken. Die Idee, einen Film zu drehen entstand, als in den Herbstferien unerwartet Zeit vorhanden war und keinerlei Reparaturen anstanden. Diese Kombination führt bei Hobbyfotografen und -filmern zwangsläufig zu der Idee, den Bulli auf die Leinwand zu bringen. Der Plot war auch relativ schnell klar. Es sollte um den Kontrast des vermeintlich alten VW T3 zu den blank polierten, charakterlosen Neuwagen gehen. Gemeinsam machten wir - Karsten Luig, Lehrer an der Realschule Menden, Julian Gebhardt, Studienreferendar am Heilig-Geist-Gymnasium Menden und Christof Wyrwol, Student Fachrichtung Raumplanung - uns ans Werk.
Bei einer Fahrt durch die Stadt bemerkt unser Hauptdarsteller, dass er scheinbar der letzte Veteran einer alten Fahrzeuggeneration ist, der keine Freunde mehr findet. Durch den Herbst seines Lebens fährt er einsam und träumt von besseren Zeiten.
Doch wie jeder gute Film, durfte auch dieser nicht in depressiver Stimmung enden. Im Film trifft der Bulli einen heißen Käfer, in den er sich auf den ersten Blick verliebt. In der Realität kennen sich die beiden schon seit längerer Zeit, da wir VW-Liebhaber auch einen Käfer unser Eigen nennen.
Der Dreh des Films dauerte genau zwei Nachmittage, der Schnitt einen Abend. Gefilmt wurde mit Selbstbaukran, zwei Canon DSLRs und einer GoPro-Kamera mit Saugnapfhalterung.
Etwas aufwändiger war dagegen die Vertonung der Bilder. Wir hatten zwar als Band schon zwei Alben veröffentlicht aber noch nie Filmmusik komponiert. Uns gelang es jedoch alle Instrumente in zwei Nachtschichten einzuspielen und abzumischen. Das Making-Of gibt einen kurzen Einblick in die Schaffensphase. Zur Premiere vor Freunden und Verwandten haben wir es uns nicht nehmen lassen, den Film durch die passenden Filmplakate zu adeln. Die positive Resonanz hat uns dazu bewegt den Streifen einem größeren Publikum online zu präsentieren.
Im Film geht es um die Liebe zweier Autos, doch das Projekt ist ein Zeichen unserer Freundschaft zu diesem Auto und eine Erinnerung an gemeinsame Erlebnisse.
Hier geht es zum Film www.fahrtindenherbst.de .
Und hier geht es zu einem weiteren Film mit unserem Bulli.