Zurück

Martins-Umzug mit einem Bulli gerettet

Monatelang probten Kinder, Bläser und Sänger ihre Auftritte für den Martinstag. Coronabedingt mussten alle Veranstaltungen abgesagt werden. Doch Martin Ribbe, Kantor der evangelischen Gemeinde Cronenberg, fand mit seinem T3-Bulli eine vorschriftenkonforme Lösung, um mit Videos, Lautsprechern und QR-Codes die Freunde des Martins-Singens nicht zu enttäuschen.

 ©EKC

In vielen evangelischen Gemeinden wird damit am 10. November, also am Vorabend von St. Martin, mit Laternen-Umzügen und Gesang das Brauchtum hochgehalten.  Im Wuppertaler Stadtteil Cronenberg hat das Kirchenteam auf der eigenen Homepage den Viren ein Schnippchen geschlagen. Punkt 17 Uhr wurde ein QR-Code freigeschaltet – mit erstaunlichem Hintergrund. Per Handy-App wurde mit Pfarrer Thomas Hoppe St. Martin gefeiert - mit Liedern, Texten und Schauspiel. Eine Stunde später über einen anderen Code: Die Bläser-Gruppe hatten ihre Lieder einzeln aufgezeichnet und in ins Netz gestellt..

Schließlich wirkte noch die Gruppe Spell 88 mit, die sonst von Tür zu Tür zog. Diesmal half Kantor Martin Ribbe mit seinem T3-Bus aus mit mobilen Akku-Lautsprechern, zwei Chorkindern (aus einer Familie!) und einem tragbaren Klavier. So fuhren Sie eine Stunde lang durchs Städtchen und hielten immer wieder ein Ständchen – und weil sich niemand auf der Straße versammeln durfte, öffneten die Menschen ihre Fenster und sangen mit. Darüber hat auch das lokale Mitteilungsblatt „Cronenberger-Woche“ berichtet.

Kantor Martin Ribbe.

 ©privat

Es begann mit einem T2

Warum Kantor Martin Ribbe ein echter Bulli-Fan ist, erklärte er uns voller Begeisterung: Sein T3 von 1988 sollte eigentlich schon im Winterlager stehen, aber wegen St. Martin hat er die Saisonzulassung extra verlängert, denn sein „absolutes Traumauto“ möchte er nicht mit Salz und Sand konfrontieren.  Gekauft hat er den Bus von der Polizeidirektion München, das Auto hatte nur sehr wenige Kilometer auf dem Tacho, wurde aber ausgemustert, top gepflegt und ohne Rost. Es stand meistens in der Halle und wurde nur zur Aufnahme schwerer Unfälle eingesetzt. Schon der Kauf im Jahr 2004 war „eine tolle Aktion“. Mit seinen drei Kindern (seine Frau war vor vier Jahren gestorben) fuhr er mit One-Way-Tickets nach Augsburg und dann „mit dem tollen Bus zurück“.

Später war er zweimal beim Busfest in Malvern, öfter in Cornwall, Spanien, Italien, Österreich und Schweden. Oft mit den drei Kindern und noch einer Freundin der Kinder. Dann wurden bis zu fünf Räder auf den Heckträger Paulchen gezurrt.  Martin ist auch ein echter Schrauber geworden. Er hat den Innenraum öfter mal umgemodelt mit LED, Sternenhimmel, Leselicht und Arbeitslicht (zum Kochen und Karteln) und Wechselschaltern („denn wir will denn nachts nochmal nach vorne klettern, um das Radio auszuschalten“).

In einer Passauer Spezialwerkstatt ließ er den T3 auf LPG umbauen und nutzte das Reserveradfach für den Tank. Schon als Student hatte er einen T2, den er dann aber verkaufte, als das erste Kind kam und die junge Familie auf einen Bauernhof zog. 2004 erfüllte er sich dann den T3-Traum, denn „genialer kann kein Fahrzeug sein…“

von Ernst Bauer