Letzte Heimfahrt im T1 KTW - besonderer Abschied in den Ruhestand
Da staunte ein verdienter Rettungsassistent in Emden nicht schlecht: An seinem letzten Arbeitstag stand die ganze Mannschaft Spalier, und für die Heimfahrt nach Aurich stand ein waschechter T1 Krankentransportwagen bereit. Holger Rodiek erzählt die Geschichte dazu.
Hallo Bullifreunde!
Während ihrer Produktionszeit wurden die T1 vor allem für diverse Transport- und Beförderungsaufgaben hergestellt. So auch die direkt im Nutzfahrzeugwerk von VW in Hannover ausgebauten Krankenwagen (KTW). Die damalige, für heutige Verhältnisse rustikale Ausstattung, war der Standard in der deutschen Notfallrettung in den 50er-, 60er- und auch noch in den 70er-Jahren.
Auch wenn die Federung der ersten Bullis für die Beförderung von schwerkranken Menschen aus heutiger Sicht eine Zumutung war, so gab es zumindest ein zuverlässiges Auto für den Zweck. Die erreichbaren Geschwindigkeiten waren verglichen mit heutigen Rettungswagen sehr bescheiden, trotzdem waren das Blaulicht von Hella und die Zweiklang-Hornanlage von Bosch im damaligen Straßenverkehr fürs zügige Vorankommen wichtig.
Als vor ein paar Jahren ein Rettungsassistent in seinen verdienten Ruhestand ging, haben wir, der RKSH-Rettungsdienst in Emden, bei dem DRK-Ortsverein in Hage (Ostfriesland) angefragt, ob sie den Kollegen nach seiner letzten Schicht mit dem noch in ihrem Bestand befindlichen T1 KTW nach Hause bringen könnten.
Der T1 aus Hage war zu dem Zeitpunkt schon lange aus dem Regeldienst ausgeschieden, wurde aber liebevoll gepflegt und gehegt. Dieser noch im vollständigen Original befindliche Bulli ist in den letzten 20 Jahren schon für diverse Filmaufnahmen ausgeliehen worden, unter anderen für die Dokumentation über "Das Wunder von Lengede".
Für unseren ehemaligen Mitarbeiter war es eine riesige Überraschung. Kurz vor seinem letzten Feierabend stand also ein uralter T1 Krankenwagen vor der Rettungswache und er sollte einsteigen. Alle aktuellen Kolleginnen und Kollegen bildeten ein Spalier und freuten sich mit dem angehenden Ruheständler über die gelungene Aktion.
Für die dreißig Kilometer von Emden nach Aurich durfte der "neue" Rentner im "Krankenraum" vom Bulli Platz nehmen und ein letztes Mal dem Fahrer Anweisungen zum Fahrstil und zur Geschwindigkeit geben. Diese Anweisungen erhält der Fahrer eines Rettungsmittels immer von dem Sanitäter, der den Patienten während der Beförderung betreut. So ging es ohne Hektik in den Ruhestand.
Für viele Verkehrsteilnehmer war dieser T1 Krankenwagen ein besonderer Anblick und auch der Fahrer eines neueren VW Bullis staunte doch sehr über dieses inzwischen sehr seltene Auto, welches ihm entgegen kam.
Aber auch für die jungen Kolleginnen und Kollegen des ehemaligen Mitarbeiters war der T1 etwas ganz außergewöhnliches. Die Inneneinrichtung eines heutigen Kranken- oder Rettungswagens hat nichts, aber überhaupt nichts mit dem betagten KTW aus dem VW-Nutzfahrzeugwerk in Hannover gemein.
Eine solche schwere Trage findet man in keinem Rettungsmittel mehr und die Beladung eines Patienten über eine solch hohe Heckklappe ist inzwischen unvorstellbar.
Interessant dabei ist, dass sich in der ersten T1-Serie überhaupt keine Heckklappen in den Bullis befanden und nur für die Krankenwagen eine solche Öffnung eingebaut wurde.
Diese Lösung wurde erst später in die normale T1-Serie übernommen, dann aber mit der Öffnung nach oben.
Allein wegen der aktuellen hygienischen Ansprüche dürften die Handwerker, die den Bulli vor über 50 Jahren ausgebaut hatten, heute kein Holz mehr für die Möbel verwenden.
Letztlich war es für alle Beteiligte eine tolle Abschiedstour mit dem T1 KTW.
Ein besonderes Dankeschön geht an das DRK in Hage und seine Helfer für die Unterstützung und die gute Pflege des Oldtimers!