Europa elektrisch - Vanlife im ID.Buzz - eine Buchrezension
Wer Christian Schlüter kennt, der weiß, dass sein Job nicht zufällig gewählt wurde. Christian ist Pressesprecher bei Volkswagen Nutzfahrzeuge und ist der Liebe zum Bulli schon etliche Jahre vorher verfallen – als 16-Jähriger im T3 eines Freundes. Er hat seine Leidenschaft zum Beruf gemacht. Heute, 32 Jahre später, ist aus dem T3 der ID.Buzz und eine 55.000km lange, 120 Nächte dauernde und durch 33 Länder führende Reise seines Lebens geworden. Das Buch zu den Bulli Love Stories genannten Youtube-Clips ist nun seit gut 3 Monaten erhältlich. Wir haben es gelesen.
Christian ist in der Szene gut bekannt und noch besser vernetzt. Das sollte zum einen natürlich sein Job mitbringen, zum anderen ist das aber auch aus Liebe und Leidenschaft zum Bulli gewachsen. Im Rahmen seiner Tätigkeit hat er die Möglichkeit, den ID.Buzz zu fahren, früh morgens in Paris. Noch getarnt, noch nicht wirklich der Öffentlichkeit bekannt und noch gänzlich unerforscht für einen VW-Bus-Fan, kommen Christian auf dieser Fahrt die ersten Ideen zu den kurz danach ins Leben gerufenen Bulli Love Stories oder #BULLILOVEstories wie Sie im heutigen Internetdeutsch heißen.
Kann man im ID.Buzz schlafen? Kann man damit reisen, wie mit jedem seiner Verbrenner-angetriebenen Vorgänger? Um das herauszufinden, schlägt er seinem Chef diese Reise vor. Bullifreunde in ganz Europa besuchen, rein elektrisch. An Bullitreffen teilnehmen und dort nächtigen, ganz wie sonst auch im T3, T4 oder welcher Modellgeneration auch immer.
Bibo soll er heissen. Candy-Weiß oben, Limonengelb Metallic unten. Ein Vorserienfahrzeug des ID.Buzz mit einem 150kw starken E-Motor mit maximal 418km Reichweite wird zu Christians neuem Arbeitsplatz. Bibo muss jedoch erst einmal hergerichtet werden, so wie es jeder Busbesitzer kennt: Küchenzeile, Bett, Stauraum, Dachträger – ohne die richtigen Aus- und Einbauten ist der ID.Buzz nicht campingfähig. Doch auch das ist schnell erledigt, obwohl für den grad erst geborenen ID.Buzz logischerweise quasi nichts existiert. Die Reise beginnt und schnell werden die Youtube-Clips zu dieser Tour zum Erfolg.
33 Länder sollten es am Ende werden und Christian durchreist natürlich nicht einfach nur irgendwelche Städte und macht uns schöne Fotos – nein. Bullifans sind eine große Community und so verknüpft der Autor seine Besuche immer mit einer mitreißenden Geschichte und Persönlichkeiten eben dieser Community vor Ort. Alle haben eines gemeinsam – auch Sie erleben den ID.Buzz zum ersten Mal, aber im Grunde genommen sind Sie der Mittelpunkt dieser Reise. Hier zeigt Christian überaus deutlich, was die Bulli-Community eigentlich bedeutet und was Sie ist. „Du bist nie wirklich alleine, wo auch immer Du bist“ – Worte von Antoine Rossignol, den Christian in Belgien trifft und der bereits mit 19 Jahren in seinem T2b 26 Länder in Europa bereist hat.
Steve Green wohnt in Cornwall und benutzt Cecil, seinen T2, seit 25 Jahren jeden Tag als außergewöhnliches Arbeitstier mit angeschweißtem Kran an der Bullifront und Gabriel Efimov, Mitbegründer des auch in unserer Eventkategorie erwähntem BalkanBusMeeting bringt Christian dazu, genau an dieser Tour mit Bibo teilzunehmen.
Wer Bullis liebt, der wird auch diese Geschichten lieben und wir empfehlen an dieser Stelle ausdrücklich, erst das Buch zu lesen und sich dann auf die Kurzfilme auf Youtube zu stürzen, sofern man dies nicht schon getan hat.
Frankreich, Spanien, Island, Griechenland und Italien. Natürlich geht es nicht nur um die Menschen und deren faszinierende Geschichten. Auch seine eigene Geschichte dieser Tour ist es mitunter wert niedergeschrieben zu werden. Das Beten nach der nächsten Elektroladung, bereits ablegende Fähren vor dem geistigen Auge – auch Bibo selbst macht es spannend, die Kapitel aufzusaugen.
Um es vorweg zu nehmen – Bibo und Christian haben es geschafft. Europa elektrisch, 33 Länder und davon eines ganz außereuropäisch die USA, genauer gesagt das Bullimekka Kalifornien. Insgesamt mehr als 55.000 Kilometer gefahren, am Nordkap gewesen, Island umrundet, den Eurotunnel durchquert, auf Bustreffen in Griechenland, Spanien, England, den Niederlanden und natürlich in Deutschland gewesen und mehr als 120 Nächte im ID.Buzz genächtigt. Mehr Beweis dafür, dass auch die Bulli-Zukunft nicht großartig anders verlaufen muss, wie bisher, kann man nicht liefern. Der Autor selbst hat seine Meinung zur E-Mobilität grundlegend zum Positiven geändert und uns gepaart mit fantastischen Bulligeschichten präsentiert. Das Buch ist, genau wie die Kurzclips auf Youtube, absolut empfehlenswert. Der Film zum Projekt ist übrigens ebenfalls bereits abgedreht und wurde auf dem Bulli Festival in Hannover uraufgeführt. Wann und wo er für die Allgemeinheit zu sehen sein wird, ist hingegen noch offen.
Man mag momentan zum E-Antrieb und vielleicht auch zum außergewöhnlichen Design des ID.Buzz stehen, wie man mag. Das, was man mit ihm offensichtlich erleben kann, macht jedoch eindeutig Lust darauf. Von uns gibt es für das gesamte Projekt den Daumen ganz weit nach oben.
„Ein Auto ohne Bett ist kaputt“ – Zitat Christian Schlüter
Europa elektrisch ist im Delius Klasing Verlag erschienen und unter der ISBN-Nummer 978-3-667-12751-8 für 49,90 Euro überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt.