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Bulli-Fans hängen an ihren "alten Lappen"

Bulli-Fans hängen an ihren alten „Lappen“ und wollen ihn keineswegs in einen neuen Führerschein eintauschen. Das jedenfalls ist der Trend unserer kleinen Umfrage. Verbunden war sie mit der Bitte, etwas über die Fahrprüfung zu berichten. Hier einige köstliche Geschichten.

Gut erhalten: Peers liebstes Dokument ©PM

Tja, dieses Dokument ist nun mittlerweile 47 Jahre alt, und der Junge auf dem Bild war damals 16 und verdammt stolz über diese Lizenz zum Fahren. Die große Freiheit auf der Kreidler RS stand bevor und es war die Geburtsstunde einer langen Motorrad- und, noch intensiver gelebt, "Bullileidenschaft", schreibt Peer M. aus dem badischen Sexau.

Meine Fahrprüfung für den "Dreier", also zum Fahren mit PKWs, machte ich auf einem Peugeot 203 mit Lenkradschaltung. Am nachhaltigsten ist mir aber meine Fahrprüfung zur Motorradlizenz in Erinnerung geblieben. Der Prüfer im vorausfahrenden Wagen nahm eine Abkürzung über einen Feldweg, um schneller wieder am Prüfungslokal zu sein. Dazu muss man anmerken, dass es Winter war und etwa fünf Grad unter Null. Der Feldweg war ungeteert und mit tiefen, vereisten Spurrillen zerfurcht. Ich stand (!) auf meinem Heinkel Tourist Roller mit Handschaltung und versuchte tapfer, das schlingernde Gefährt in Fahrt zu halten und dem vorausfahrenden Prüfer zu folgen. Dies gelang mir, und am Lokal angekommen meinte der Prüfer nur lakonisch, als er mir meinen "Lappen " aushändigte: "Na, dass Sie Motorradfahren können, das hat man ja gesehen!"

Ich hänge an meinem Lappen. Neben meinem Staatsexamenszeugnis ist es mir das liebste Dokument. Und soviel sei gesagt: Mag kommen was will, ich werde mich NIE von ihm trennen! Genauso wenig wie von meinem Bulli!..“

Zeichen der Zeit entdeckt...

Die Roller-Falle

Ebenfalls verblüfft hat Ernst Berg aus Ludwigsburg den TÜV-Prüfer bei der Fahrprüfung auf der NSU-Lambretta. Der wollte ihm eine Falle stellen und schickte den PKW-Prüfling im Käfer durch eine für Motorräder gesperrte Straße. Wie gelernt, hielt der Roller-Fahrer, der - heute undenkbar - hinter dem Fahrschulwagen fahren musste, vor dem Verkehrszeichen. Aber Prüfer und Fahrlehrer hatten ihn wohl vergessen. Nach einer halben Stunde fuhr er mit dem Fahrschulroller zur Fahrschule zurück und holte sich eine gehörige Standpauke des Halbgotts im grauen TÜV-Kittel ab. Gleichwohl erhielt er seinen Lappen. Vierzehn Tage später war die praktische Prüfung im Käfer. Doch in der Nacht zum 14. Februar 1958 fiel ein Meter Schnee - und keiner konnte unter Beweis stellen, wie sicher er rückwärts einparken kann. Deshalb hängt unser Leser auch so sehr an seinem grauen Schein.

Führerschein - dank Fahrerlaubnis abgeholt ©Stefan

Fahrerlaubnis und Führerschein

Abenteuerlich war es auch, wie Stefan Schw. aus Grossaitingen seinen Führerschein erhielt: „Ich hatte die Fahrprüfung vor meinem 18. Geburtstag gemacht sowie auch bestanden und somit den Schein nicht gleich ausgehändigt bekommen. So musste ich den meinen Führerschein beim Landratsamt Augsburg am 3.8.84 persönlich abholen, einem Freitag, ich hatte mir einen Tag Urlaub genommen, meine Eltern waren mit dem Bus auf einem Ausflug.

Das Auto meines Vaters stand zuhause in der Garage, ein Opel Diplomat 2.8E in Silber metallic, 6 Zylinder, 165 PS. Um meinen Führerschein abzuholen bin ich also ohne ihn (den Lappen) in den Händen zu halten mit dem Opel Diplomat zum Landratsamt gefahren. Ich konnte es nicht erwarten, selbst Auto zu fahren. Für die Fahrt hatte ich mir Ausreden überlegt falls mich die Polizei aufhalten und kontrollieren sollte. Das war für mich ein Abenteuer an das ich heute noch gerne zurück denke…“

Paddelbruch beim Rangieren... ©Herbert

Paddel-Führerschein wäre wichtig gewesen

Einen ihrer schönsten und spannendsten Urlaube erlebten Martina und Herbert C. aus Aalen im Sommer 1985 im Original T2 von Westfalia in Irland. Doch die Anreise in ihrem nun schon vierten VW-Bus hatte es in sich. Eine defekte Sprechfunkanlage legte in Saarbrücken die Elektrik lahm, der Bosch-Dienst machte den Bulli wieder flott. Dann filzten die Franzosen an der Grenze die Reisenden über eine Stunde – die Fähre Le Havre war weg. Planänderung Nummer drei: Umweg über Calais und Dover und quer durch England und Wales nach Fishguard. „So, wie das damals aussah, dachten wir, dass dies gar kein Fährhafen war…“ Um drei Uhr nachts legte dann das Schiff nach Rosslaire ab. Endlich, am fünften „Urlaubs“-Tag konnte ein Schlafplatz gesucht werden. Das Gepäck über der Fahrerkabine wurde abgeschnallt und vor den T2 gelegt. Der Stand jedoch etwas schief, wie Martina fand, die ihren grauen Lappen schon 1974 erworben hatte. Das Ergebnis: Die Paddel für das Schlauchboot waren zweigeteilt…

 ©Peter Sturm Pixelio

Mit Oma in die Spielbank

Versprechen muss man einlösen, auch wenn sie verrückt sind. Das stellte auch Felix B. aus Hamburg unter Beweis, der seinen Führerschein über die Einzelausbildungserlaubnis (also ohne Fahrschule, aber mit TÜV-Prüfer) erhalten hat. Doch der war schon rosa und nicht mehr grau.

Abholen durfte er ihn an seinem 18. Geburtstag. Da dieser aber auf einen Sonntag fiel und die Polizei großzügigerweise das Papier am Samstag aushändigte, konnte er den langgehegten Wunsch seiner Großmutter erfüllen – ein Besuch im Spielcasino. Gewonnen haben sie kein Geld, aber eine Erfahrung: Wenn man Vertrauen erhält, darf man auch niemanden enttäuschen.

Für Fans ein "Heiligs Blechle" ©eba

Nostalgische Bullimotive gewonnen

Unter allen Einsendern haben wir fünf nostalgische Bulli-Artikel der Berliner Firma "Nostalgic-Art Merchandising GmbH" ausgelost. Wie viele schöne und immer wieder attraktive Motive es gibt, kann man auf Facebook (www.facebook.com/nostalgiart) sehen. Die Gewinner erhalten ihren Artikel in den nächsten Tagen per Post.

von Ernst Bauer