Camper überwintern: Darauf muss man achten
Beim Einmotten von Campingfahrzeugen muss man einiges beachten, damit es beim Start in die nächste Reisesaison keine bösen Überraschungen gibt.
Was Kanada recht ist, ist Deutschland nur billig. Der Herbst hat vielen Campern noch traumhafte Sonnentage beschwert, und wer in den Laubwäldern oder Weinregionen unterwegs war, konnte eine Farbenpracht erleben, die einem Indian Summer in Nordamerika zu Ehre gereicht hätte. Dennoch neigt sich die Reisesaison dem Ende zu und alle, die ihr Reisemobil nicht als rollende Skihütte einsetzen wollen, sollten einige Vorkehrungen treffen, damit der Start ins nächste Frühjahr mühelos und schadenfrei gelingt. Denn ohne Vorbereitung können Technik, Möbel und Polster durch Kälte und Feuchtigkeit in Mitleidenschaft gezogen werden.
Am einfachsten für die Winterpause ist die Unterbringung auf dem eigenen Grundstück, doch über das verfügt nicht jeder. Den Weg in spezielle Winterlager, wie sie etwa Gärtnereien in ihren leeren Gewächshäusern oder Landwirte in ungenutzten Scheunen anbieten, gehen manche aufgrund der hohen Kosten nicht. Je nach Größe des Reisemobils und Ausstattung der Abstellfläche werden hier im Monat schnell 60 bis 120 Euro fällig. Wer seinen Camper im öffentlichen Verkehrsraum parkt, muss hingegen einige Vorschriften beachten. Das Fahrzeug muss dafür eine gültige Zulassung und TÜV-Plakette haben. Dies gilt für alle Wohnmobile bis maximal 7,5 Tonnen zulässigem Gesamtgewicht. Parkmarkierungen auf der Straße müssen beachtet werden, ragt der Camper über die seitlichen Linien oder die vordere oder hintere Markierung hinaus, kann das mit einem Knöllchen geahndet werden.
Und: Nicht jeder Parkplatz ist gleich. Ist unter dem weißen P auf blauem Grund, das üblicherweise Verkehrsraum als Parkfläche ausweist, eine Zusatztafel mit der Aufschrift oder dem Symbol „nur Pkw“ angebracht ist, dürfen hier nur Fahrzeuge abgestellt werden, die tatsächlich als Personenwagen zugelassen sind. Das gilt dann allenfalls für Campervans wie den Marco Polo auf Mercedes-V-Klasse-Basis oder den VW California, die bisweilen nicht die Zulassung als „sonstiges Kfz Wohnmobil“ haben.
Abstellen am Straßenrand?
Bei Wohnwagen sieht es wieder anders aus. Sie dürfen wie jeder andere Anhänger mit bis zu zwei Tonnen zulässigem Gesamtgewicht maximal zwei Wochen lang am Straßenrand stehen. Danach drohen 30 Euro Ordnungsgeld. Manche umgehen diese Regel, indem sie den Caravan nach Ablauf der Parkfrist einige Meter vor- oder zurückschieben, das ist legitim, aber im Grunde nicht legal, verlängert dennoch die Frist um zwei Wochen. Anhänger die schwerer als zwei Tonnen Gesamtgewicht sind, dürfen in Wohngebieten zwischen 22 und 6 Uhr ebenso wie an Sonn- und Feiertagen nicht abgestellt werden. Die gleiche Regelung gilt für Reisemobile mit mehr als 7,5 Tonnen Gewicht. Sie fallen in die Klasse der Lastwagen.
Nach Auskunft der Juristen beim ADAC darf ein am Straßenrand geparktes Wohnmobil sogar mit einer Plane zum Schutz vor Witterungseinflüssen abgedeckt werden. Sie sind aus atmungsaktiven Material hergestellt, so dass sich darunter kein Kondenswasser bilden kann. Allerdings müssen sie an jenen Stellen, die im Bereich der Nummernschilder sind, aus durchsichtigem Kunststoff sein, so dass Zulassungsstempel und TÜV-Plakette klar erkennbar sind. Die Schutzplanen kosten je nach Größe des Reisemobils zwischen 250 und 450 Euro, beim Überziehen ist jedoch genau zu beachten, dass sie nicht mit den empfindlichen Sat-Schüsseln verheddern. Außerdem setzten sie die eventuell auf dem Dach montierten Solarzellen außer Betrieb.
Vor dem Winterschlaf heißt es aber: ab in die Wäsche. Denn den Lacken, Dekoren und Dachhauben haben Flora und Fauna zugesetzt, nicht nur Schmutz, sondern auch Moos gilt es zu beseitigen. Ein Personenwagen kann dafür schnell eine Runde durch die Waschstraße drehen, dem Camper würde das jedoch nicht gut bekommen. Es gibt zwar passende Lastwagen-Anlagen mit großen Portalbürsten, doch können die empfindlichen Acrylglasfenster, die üblichen Deko-Streifen, die Dachhauben und vor allem die Sat-Anlage des Wohnmobils durch sie erheblich beschädigt werden. Handwäsche ist also angesagt, hierfür gibt es allenthalben gut ausgestattete Waschplätze.
Wäsche und Wellness
Doch Vorsicht, nicht jede der Boxen hat die ausreichende Höhe für ein großes Reisemobil. Üblicherweise gibt es an den Anlagen Höhenangaben, meist hat zumindest eine Waschbox die für große Fahrzeuge ausreichende Höhe. Darin finden sich in aller Regel die Strahllanze des Hochdruckreinigers zum Beseitigen der groben Verschmutzung und eine Waschbürste. Vor allem bei der Hochdruckwäsche ist jedoch Vorsicht angeraten.
Ein Reisemobil hat viele Lüftungen in Dach und Wänden. In den Dachluken gibt es Zwangsentlüftungen für eine ausreichende Sauerstoffzirkulation, in der Seitenwand jene Kunststoffgitter, die dem Kühlschrank das Atmen erlauben. Hier sollten vor der Wäsche die Winterabdeckungen angebracht werden, die ein wenig Schutz vor der Nässe bieten. Der Hochdruckstrahl darf ohnehin nur mit dem gebührenden Abstand eingesetzt werden, wenigstens 30 Zentimeter sollten es sein, denn die aufgeklebten Dekore können sich bei bis zu 120 Bar Druck leicht lösen und sind dann nur schwer wieder zu befestigen. Auch Dichtungen an Türen, Klappen und Fenstern sollte man möglichst nicht direkt mit dem scharfen Strahl reinigen. Nacharbeit mit weichen Vliestüchern und milden Reinigungsmitteln ist ratsam.
Damit man auch das Dach gesäubert werden kann, gehört eine Leiter bei der Fahrt zur Waschanlage ins Gepäck. Gerade bei Fahrzeugen, die mit einem Solarpanel ausgerüstet sind, lohnt deren Reinigung für höherer Energieausbeute. Wenn das Mobil schließlich von oben nach unten vom Schmutz befreit ist, kommen die Fenster an die Reihe. Übliche Glaspflegemittel können sie trüben oder lassen den Kunststoff spröde werden, nicht zu scharfe und vor allem alkoholfreie Essenzen wie sanfte Essigreiniger eignen sich dagegen sehr. Üblicherweise will kein Reisemobilbesitzer Wasser im Innenraum haben. Warum dann also bei der Pflege? Wer mit einem Scheuerlappen und Schrubber viel Nass verteilt, riskiert, dass die übermäßige Feuchtigkeit in Fugen kriecht und das Holz aufquellen lässt. Bessere Dienste erweist der Staubsauger und ein nur mäßig feuchtes Mikrofasertuch. Auch Schaumreiniger sind hier erlaubt.
Nach der Wäsche geht’s ins Wellnessstudio. Dichtungen wollen mit passenden Mitteln gepflegt werden, die nicht nur reinigen, sondern die Elastizität des Gummis erhalten oder sie ihm sogar zurückgeben. Gerade bei Kastenwagen, an deren seitlicher Schiebetür und den Flügeltüren im Heck sehr große Dichtungen verlaufen, ist die sorgsame Pflege dringend empfohlen. Und nicht zuletzt lohnt auch der Blick auf den Dichtungsgummi der Kassettentoilette. Sollte der auch nur die geringsten Verschleißerscheinungen aufweisen, empfiehlt es sich, ihn umgehend zu ersetzen. Im Fachhandel kostet er nur wenige Cent, unangenehme Gerüche bleiben so auch in der nächsten Saison fern.
Die Fahrzeugtechnik
Zum Schluss ist die Fahrzeugtechnik dran. Die Ventile der Flaschen und die Absperrhähne der Gasanlage werden geschlossen. Die Wasserversorgung muss komplett entleert werden, besonders die Pumpen reagieren empfindlich auf Frost. Steht das Fahrzeug unbeheizt im Winterlager, geben sie als erste ebenso wie die Warmwassertherme den Geist auf. Die Tanks also entleeren, und dann die Pumpe wenige Sekunden trocken laufen lassen. Vorher das Ventil an der Therme sowie wie alle Wasserhähne öffnen, dabei nicht die Dusche in der Nasszelle vergessen. Die Aufbaubatterie abklemmen, oder, wenn es einen Stromanschluss gibt, denn Akku über das Bordladegerät immer auf höchster Kapazität halten. Möbelklappen und Schranktüren öffnen, das sorgt für ausreichende Luftzirkulation und verhindert Feuchtigkeit und Schimmelbildung. Aufrechtes Stehen auf dem Unterbau der Betten oder Sitzbänke schützt Polster und Matratzen vor Stockflecken und anderen Beeinträchtigungen.
Das Basisfahrzeug darf bei all dem natürlich nicht vergessen werden. Wer den Reifendruck um 0,5 bar erhöht, oder die Pneus über eventuell vorhandene Hubstützen ein wenig entlastet, beugt wirksam einem Standplatten vor, der zu Unwuchten führt. Den Frostschutz im Motorkühlwasser und der Scheibenwaschanlage gilt es zu kontrollieren, der Treibstofftank sollte gefüllt werden, um Kondenswasserbildung darin zu vermeiden. Am besten geeignet ist so genannter Winterdiesel, der auch bei Temperaturen unter minus zehn Grad nicht ausflockt. Die Tankstellen halten es ab November vor. Der Tank sollte komplett gefüllt werden, dann kann er nicht rosten.
Die Handbremse sollte man nicht anziehen, die Bremsbeläge könnten sonst an der Bremstrommel festrosten. Es genügt, den ersten Gang einzulegen oder die Automatik auf „P“ stellen. Ist die Abstellfläche abschüssig, sichern zusätzliche Radkeile das Fahrzeug zuverlässig. Kein Fehler ist es zudem, alle drei bis vier Wochen einmal im Winterlager vorbeizuschauen, um nach dem Rechten zu sehen. Das verkürzt subjektiv empfunden auch die Wartezeit auf die ersehnte erste Ausfahrt im Frühjahr. Wird eine Schutzplane genutzt, ist der Blick darunter ebenfalls angeraten. Denn wenn sich die Mäuse-Familie in eine ihrer Ecken erst einmal eingerichtet hat, schafft sie kleingebissene Dichtungen oder Scheibenwischer Gummis gerne als Material für den Nestbau heran.
Und noch ein letzter Ratschlag: Gerade beim Fiat Ducato müssen die Wasserabläufe zwischen Frontscheibe und Motorhaube sorgfältig vom Herbstlaub befreit werden. Denn das kann über den Winter verrotten und die Ablaufkanäle verstopfen.